Eurowings stellt Stuttgart ein

Eurowings stellt Stuttgart ein … zum dritten Mal

Wie Bill Murray in dem zeitlosen Klassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in dem er ein und denselben Tag immer wieder erlebt, scheint es den Grazern mit der Eurowings Verbindung nach Stuttgart zu gehen. Nachdem Austrian Airlines 2020 die Flugverbindung eingestellt hat, kam die deutsche Lufthansa Billigtochter Eurowings zum Zug und startete diese wichtige Verbindung einmal in 2021, um sie kurz darauf wieder aus dem Programm zu nehmen und gleich zweimal in 2022 wiederzubeleben. Nun soll mit 28. April wieder Schluss sein, denn im Mai ist diese Verbindung aus dem Flugplan verschwunden.

Gründe kann man hier viele nennen: zu großes Fluggerät, unpassende Flugzeiten für eine Business Verbindung in die Automobilstadt Stuttgart, Crew- und Flugzeugmangel, Verspätungen, Streiks und die allgemein schlechte Performance der letzten Wochen und Monate. Natürlich ist da noch die „schlechte“ Auslastung von 26% zu nennen, wobei diese in Relation zum Fluggerät gesehen werden muss. Diese 26% entsprechen 45 Passagieren beim A320, welche aber die zuvor eingesetzte Dash 8 zu 60% füllen.

Wie kam es, das die Nachfrage auf dieser Verbindung anscheinend so eingebrochen ist?
Austrian Airlines flog wie erwähnt mit einer Dash 8, dem einzig abbezahlten und im Eigentum der Airline stehendem Flugzeugtyp, der ab einer 50% Auslastung gewinnbringend eingesetzt werden konnte und sowohl in der Früh wie am Abend den Tagesrand erfolgreich bediente. Hier waren je nach Buchungszeitpunkt die Ticketpreise zum Teil höher als Flüge von Graz nach Nordamerika mit Zwischenstopp in Frankfurt oder München. Nachdem die Lufthansa Group jedoch keine Turboprop Flugzeuge mehr in der Flotte wollte, wurden alle 18 Dash 8 (76 Sitzplätze) ausgeflottet und die Strecken durch die Embraer 195 (120 Sitzplätze) und Airbus A320 (160-180 Sitzplätze) übernommen. Somit war ein Ende bedingt durch das größere Sitzplatzangebot der Nachfolgetypen unausweichlich.

Aktuelle Performance von Eurowings
Das Flugangebot und die gebotene Leistung von Eurowings sind nicht schlecht, die Flugzeuge sicher, gut gewartet und die Crews dank der Zugehörigkeit zur Lufthansa Group und den Anforderungen entsprechend geschult. Der Crew- und Flugzeugmangel macht sich vor allem durch den häufigen Einsatz von diversen Subchartern bemerkbar. Allein im Vorjahr kamen auf 105 Eurowings Flügen ab Graz, die Fremdairlines Air Baltic und Avion Express Malta zum Einsatz und auch dieses Jahr startete der Subcharter Marathon in der Vorwoche. Wetlease an sich ist nicht negativ zu bewerten und kommt bei vielen Airlines vor, es unterstreicht allerdings den Mangel an eigenen Mitteln.

Dass Flüge ausfallen oder storniert werden, umlaufbedingt, aus technischen Gründen oder unverschuldeten Naturereignissen, kommt immer wieder und auch bei den besten und zuverlässigsten Airlines vor. Dass ein Erstflug, in diesem Fall die in der Vorwoche aufgenommene neue Verbindung nach Berlin, aufgrund einer Verspätung, nach einem bereits erfolgten Flugzeugwechsel, welcher ebenfalls wegen einer Verspätung stattfand, ausgefallen ist dürfte eine unrühmliche Premiere für den Grazer Flughafen sein. Dass auch über mehr als einen Monat spontan Flüge kommentarlos gestrichen werden, zum Beispiel von Mitte Dezember 22 bis Ende Januar 23 nach Düsseldorf, wo auf einmal Rückflugtickets aufgrund von fehlenden Alternativen wertlos waren, stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Airline.

Diese unsichere Buchungssituation und mangelnde Verlässlichkeit ist aber kein rein Grazer Problem. Der Flughafen Klagenfurt ist hier ebenfalls betroffen; offiziell wurden nachfragebedingt die Flüge nach Köln Anfang März eingestellt. Stimmen sagen aber auch, dass der Rückzug eine Trotzreaktion auf die Ryanair Präsenz am Kärntner Flughafen gewesen sein soll. Dies könnte auch die fehlende Kommunikation von Eurowings erklären, die die Tickets stornierte, während die Tourismusbranche von der Stornierung erst über Umwege durch die nun fluglosen Gäste erfahren hat.

Diesen Sommer spielt Eurowings eine starke Rolle ab Graz, denn viele Destination werden nach der Reduzierung von Corendon Airlines nun verstärkt von der Billigairline geflogen. Am 2. Mai landet dazu um 15:30 Uhr ein Airbus A319, welcher ab diesem Tag hier in Graz stationiert wird und somit den Thalerhof zur elften Eurowings Basis macht. Tags darauf geht es für den Graz-Airbus bereits um 07:05 Uhr in die deutsche Hauptstadt nach Berlin und nach dem Rückflug weiter nach Hurghada. Aufgrund der zahlreichen Flüge, welche diesen Sommer ab Graz mit Eurowings angeboten werden, kann man nur hoffen, dass das versprochene Flugangebot auch in diesem Umfang geflogen wird. Da Lufthansa bereits eine Frankfurt Rotation gestrichen und die vier täglichen München Flüge auf einen gestutzt hat, ist ein starkes Sommergeschäft mit einem stabilen und zuverlässigen Flugprogramm mehr als wichtig für die heimischen Reiseveranstalter, die Tourismusbranche sowie den Flughafen Graz.

Die Rolle des Flughafen Graz
Kommt ein Flug zu spät, wird storniert, ändern sich die Flugzeiten, geht ein Gepäckstück verloren, … ist das für jeden Passagier mehr als ärgerlich und immer mit einem persönlichen kleinen Schicksal verbunden. Leider wird viel zu oft übersehen, dass der Flughafen Graz, wie schon der Name sagt, den Flughafen Graz betreibt. Er operiert weder als Airline, Buchungsagent, Reiseveranstalter noch führt er in irgendeiner Weise Flüge durch. Das mehr als engagierte Team, welches wir über die Jahre gut kennen und schätzen lernen durften, tut Tag für Tag das Beste für einen reibungslosen Ablauf aller Passagiere. Vom Infoschalter als erster Ansprechpunkt vor Ort, dem Check-In, den zahlreichen Vorfeldmitarbeitern, die man nie zu Gesicht bekommt, bis hin zum Office und Geschäftsführer Team wird eine solide Performance geboten. Permanent finden Gespräche mit Airlines statt, um neue attraktive Flugverbindungen ab Graz bieten zu können. Neben einem „Danke“ für die gute Arbeit, wünschen wir dem Flughafen einen verlässlichen Partner, um die (Flug)Ziele auch durchsetzen und am Leben erhalten zu können.

Text: Airportclub Graz Foto: Eurowings Airbus A319-132 D-AGWF © Helmut Wurzinger